Politik und Gesellschaft in Kombination mit Geschichte
Fächerübergreifender Unterricht, Lernen an realen Schauplätzen, Schulung sozialer Kompetenzen – das alles sind Schlagwörter, die der Lehrplan der bayerischen Realschulen fordert. Mit den 10. Klassen wurden diese nun in Dachau und in München umgesetzt. Am 29. Februar fuhren die Abschlussklassen am frühen Morgen los in den bayerischen Süden, wo sie zwei Tage geschichtliches und politisches Programm erwarteten. Erstes Ziel war nach dem Bezug des Hostels das NS-Dokumentationszentrum in München. Da zwei Referenten erkrankt waren, wechselten die Klassen zwischen selbstgesteuertem Lernen durch Audioguides und einer geführten Gruppe und lernten so die Geschichte des Nationalsozialismus in München kennen. Ihnen wurde anschaulich der Aufstieg der NSDAP erläutert, wie die Landeshauptstadt vom Nationalsozialismus eingenommen wurde. Politische Plakate wurden ebenso vertieft bearbeitet wie Anekdoten über die zwei bedeutendsten Fußballvereine Münchens (1860 und FCB) oder diverser Festzelte auf dem Oktoberfest (Löwenbräu) sowie wichtige städtische Industriebetriebe (BMW) während der Nazidiktatur erzählt. Im Anschluss hatten die Schüler die Möglichkeit, die Landeshauptstadt kulturell zu erkunden sowie ein traditionelles bayerisches Lokal zum Abendessen zu besuchen. Am nächsten Morgen stand dann die Vertiefung des NS-Politik in München auf dem Programm. Bei einer Stadtführung durch die Münchener Innenstadt bekamen die Schüler diverse Originalschauplätze des NS-Regimes gezeigt. Am späten Vormittag ging es dann weiter Richtung Dachau zur KZ-Gedenkstätte. Die Schüler erhielten Führungen über das Gelände und erfuhren so unmittelbar am Originalschauplatz die Gräueltaten der NS-Diktatur. Ihnen wurde vermittelt, dass das Konzentrationslager in Dachau als „Prototyp“ errichtet wurde, in dem anfangs vor allem politische Gegner aus dem linken Lager inhaftiert wurden. Anschaulich konnten die Schüler einen erschreckenden Einblick in die Einzelhaftzellen erlangen. Der Nachbau einer Baracke zeigte erkennbar die Entwicklung und Problematik der stetig steigenden Häftlingszahlen und dem damit verbundenen Leben im Lager. Bedrohlich wirkten nicht nur die Gaskammern zur Desinfektion von Kleidung, sondern auch das „Brausebad“, in dem in Dachau aber keine Massenvernichtungen durchgeführt wurden. Die Quellenlage kann aber nicht erklären, warum dieses Vernichtungsinstrument hier nie zum Einsatz kam. Klar sei jedoch, dass medizinische Tests mit diversen Giften durchgeführt wurden, sodass vermutlich um die 20 Personen auf diese grauenhafte Weise ermordet wurden. Erdrückend war die Stimmung auch, als die Krematorien besichtigt und erklärt wurden. Im Anschluss an die Führung hatten die Schüler noch Gelegenheit, ihre Eindrücke in der Dauerausstellung zu vertiefen. Nachdenklich und ruhig verlief danach die Heimfahrt. Voll von neuen Informationen sowie ermüdet von vielen gelaufenen Kilometern traten die zwei Schulklassen dann die Heimreise nach Unterfranken an. Diese zweitägige Bildungsfahrt war somit eine gelungene Abrundung des ersten Schulhalbjahres für unsere Zehntklässler. Im Geschichtsunterricht wurde an den Stoff der 9. Jahrgangsstufe angeknüpft und politisch in das neue Fach Politik und Gesellschaft eingeleitet. Aber auch die Gemeinschaft wurde gestärkt.
Ines Pollithy